Stiftung Berliner Mauer

Vortrag

"Im Sinne der Allgemeinheit" - Dimensionen und Implikationen vom Recht auf Kulturerbe in einer vielfaltsbejahenden Gesellschaft

Mich interessiert, welches Museum sich allen Handlungen voran die Frage stellt, wie sie zu einer besseren, klügeren, geduldigeren und mitfühlenderen Gesellschaft beitragen kann? Ein Museum? Wofür? Welchen Sinn erfüllt ein Museum? Mir geht es um die übergeordnete Komplizenschaft zwischen Museen, gesellschaftlichen Identitätskonstruktionen und Weltbildern.

Museen waren und sind Ausdruck gesellschaftlicher Machtverhältnisse und trugen zur Formierung einer bestimmten Vorstellung von der Welt bei. Dies wirkt bis heute nach. Die Beteiligung an Identitätskonstruktionen sind in Museen historisch gewachsen, aber die Verantwortung dafür wurde lange hinter dem Schleier der Neutralität und Objektivität unsichtbar gemacht. Für ein gesellschaftspolitisch relevantes Museum sollte nicht die Frage in den Mittelpunkt gestellt werden, ob ein Museum für Gruppe grün oder Gruppe orange gedacht sein sollte, sondern ersteinmal wofür ein Museum überhaupt gut sein soll? Inwiefern trägt die Arbeit eines Museums zum Wohle einer vielfaltsbejahenden und demokratischen Gesellschaft bei? Wie lassen sich Horizonte weiten und Menschen motivieren, sich umeinander zu kümmern, statt sich zu beherrschen? Die neue Museumsdefinition von ICOM reagiert unter anderem genau auf diesen Paradigmenwechsel und die lange ignorierte Machtkritik. Die soziale Komponente der Museen wird betont und eine Verantwortung für die Gemeinschaft klar benannt.

 

Kontakt

stapel@stiftung-berliner-mauer.de


22/04/2024
10.15 Uhr
Vortrag
Dr. Gülsah Stapel, freie Denkmalwissenschaftlerin, Kuratorin bei der Stiftung Berliner Mauer und Vorstand ICOM Deutschland, Berlin

Vortragende

Aussteller